Hätten wir nicht das Steuersystem, das wir haben, und jemand würde es heute vorschlagen, wir würden an seinem Verstand zweifeln. In einer Situation, in der Arbeitsplätze knapp sind und Millionen unter Arbeitslosigkeit leiden, Arbeitsplätze auch noch durch Steuern staatlicherseits zu verteuern – was wäre das für eine abwegige Idee! Aber es ist keine Idee, sondern die uns vertraute Realität. Wie bei vielen anderen realen Dingen, die vom dichten Schleier der Gewohnheit eingehüllt sind, erkennt unser Verstand die Absurdität nicht. Unser Steuersystem ist doppelt widersinnig: Es wird durch den Staat verteuert, was in unser aller Interesse nicht verteuert werden darf: die lebendige Arbeit, die erneuerbare Ressource schlechthin, und es wird nicht (hinreichend) verteuert, was in unser aller Interesse durch den Staat verteuert werden sollte: der Verbrauch, die „Vernutzung”, die Belastung unserer bedrohten und nichterneuerbaren Lebensgrundlagen. Der Staat braucht Steuern – ohne jede Frage. Aber anstatt aus dieser Not eine Tugend zu machen, indem er sich die Steuern so beschafft, dass er gleichzeitig damit seine eigentliche Pflicht erfüllt, macht er es genau umgekehrt: er macht aus der Not ein Laster, sein Steuersystem ist eine einzige massive Pflichtverletzung. Und alles, was immer wieder als „große”, „tiefgreifende”, „umfassende” Steuerreform oder gar „Steuerstrukturreform” von den politischen Akteuren gefordert, angekündigt oder (besonders vor Wahlen) versprochen wird, läuft bestenfalls darauf hinaus, Stolpersteine, Hindernisse, bürokratische Hürden auf einem falschen Weg aus dem Weg zu räumen.
Der vollständige Artikel zum Download: wir-brauchen-ein-anderes-steuersystem
(Der Artikel bildet eine Einheit mit den Artikeln „Ein anderes Sozialsystem” und „Die Mythologie der Neuzeit – ideologisches Hindernis für ein anderes Steuersystem”).
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Wenn man über einen Systemwechsel bei der Besteuerung diskutiert, bekommt man neben den üblichen pragmatischen Einwänden (Wie soll das gegen die organisierten Interessen und angesichts der internationalen Verflechtungen durchzusetzen sein?) einen massiven ideologischen Gegenwind zu spüren. Viele haben Mühe, sich auch nur „im eigenen Kopf” auf ein solches Konzept einzulassen, selbst wenn ihnen das eine oder andere Argument einleuchtet. Das hat einen schwerwiegenden Grund: Das neue Steuermodell steht im Widerspruch zur überkommenen „Mythologie” der Neuzeit, zu deren kaum hinterfragten „Wahrheiten” die folgenden Vorstellungen gehören:
- Arbeit ist ein Übel, technischer Fortschritt befreit die Menschheit von diesem Übel.
- Energie ist der Treibstoff des Fortschritts.
- Handel ist an sich gut, weil alle von ihm profitieren.
Der gesamte Artikel zum Download: die-mythologie-der-neuzeit-ideologisches-hindernis-fur-ein-anderes-steuersystem
(Der Artikel bildet eine Einheit mit den Artikeln „Wir brauchen ein neues Steuersystem” und „Ein anderes Sozialsystem).
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Friedrich Müller-Reißmann
friedrich.mr@gmx.de
Mai 2009
Eine knappe Einführung in das Zinsproblem und seine Lösung
Der Text behandelt zunächst drei schwerwiegende Auswirkungen des Strukturfehlers im derzeitigen Geldsystem und skizziert im Anschluss daran den Ansatz für eine (letztlich unvermeidliche) Korrektur dieses Fehlers. Diese wird nicht alle brennenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme lösen, aber ohne eine solche Korrektur werden sich die Probleme – allen gut gemeinten und so genannten Reformen zum Trotz – bis zur Unlösbarkeit verschärfen.
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Über einen weithin unbekannten Verteilungsmechanismus
(April 2009)
Der „unterirdische Geldstrom” von Arm nach Reich
In den „gesellschaftswissenschaftlichen” marxistischen Seminaren, die seinerzeit in Leipzig auch für einen Physikstudenten obligatorisch waren, wurde mir klargemacht, dass der ungerecht verteilte Zugang zu den Gütern eine Frage der sog. Produktionsverhältnisse ist und in der Produktionssphäre entsteht – und zwar dadurch, dass die einen die Produktionsmittel besitzen und die anderen ihre Arbeitskraft verkaufen müssen zu Preisen, die die Produktionsmittelbesitzer mit allen Mitteln drücken. Das Schlüsselwort hieß „Ausbeutung”. Auch ohne expliziten Bezug zum marxistischen Denksystem kommt die öffentliche Diskussion, wenn sie denn überhaupt die Frage der gerechten Verteilung anschneidet, zumeist über den Rahmen dieser Perspektive nicht hinaus, z.B. wenn ein Mindestlohn gefordert oder die horrenden Bezüge der Bankmanager kritisiert werden. Alles dreht sich darum, dass die einen zu viel und die andern zu wenig „verdienen”. Alle Verteilungskämpfe beziehen sich praktisch immer nur auf Löhne und Gehälter, Honorare, Profite, Bonis und dergleichen.
Jahrzehnte später wurde ich mit einer ganz anderen Denktradition konfrontiert, die im Gefolge von Silvio Gesell ihr Interesse auf die sog. Distributionssphäre richtet und dort (noch) eine ganz andere Quelle der Ungleichheit entdeckt.
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Die Politiker reihum sind entsetzt über das Versagen des Finanzsystems. Nachdem sie jahrelang gepredigt haben, dass dessen größtmögliche Freiheit von staatlicher Einmischung zu unser aller Wohl sei, betonen sie nun, dass ein besserer Ordnungsrahmen für die Finanzwirtschaft her müsse, ja, dass das ganze Finanzsystem zu reformieren sei. Und dann reden sie lediglich über schärfere Kontrollen der Akteure auf den Finanzmärkten, vom Verbot zu riskanter und zu undurchschaubarer spekulativer „Finanzprodukte” und natürlich publikumswirksam über die astronomischen Bezüge der Banker. Und beweisen damit, dass sie ganz und gar nicht willens oder fähig sind, zum Kern des Problems vorzudringen.
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